Mord-Delikt trifft auf Natur-Doku
"Der Gesang der Flusskrebse": Langweiliges Buch, packender Film?
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von Nicola SchillerDer Roman "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens ging 2019 sowohl auf sämtlichen Bestseller-Listen als auch in der Book-Community durch die Decke. Bis heute scheint die ganze Welt den Roman zu lieben. Aber ist der unfassbare Hype gerechtfertigt? Die Einschätzung unserer Filmexpertin Nicola zu Buch und Verfilmung.
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"Der Gesang der Flusskrebse": Darum geht es
Delia Owens handelt von der jungen Kya Clark, die im US-Bundesstaat North Carolina lebt. Von ihrer Familie verlassen und von der Gesellschaft in Barkley Cove gemieden, wächst das Mädchen als Außenseiterin in den Sümpfen auf und entwickelt eine unglaublich starke Leidenschaft für die Natur.
Die Geschichte wechselt zwischen Kyas Kindheit und der Gegenwart, in der ein brutaler Mord die sonst so idyllische Gemeinde erschüttert. Der Tote? Frauenheld Chase Andrews. Schnell wird Außenseiterin Kya zur Hauptverdächtigen, sie kommt vor Gericht und muss versuchen einen ganzen Ort, der sie verabscheut, von ihrer Unschuld überzeugen. Oder hat sie vielleicht doch etwas mit dem Fall zu tun? Von dem Ausgang des Prozesses hängt ihr Leben ab, schließlich gibt es im North Carolina dieser Zeit noch die Todesstrafe.
Mit einer spannenden Mischung aus Coming-of-Age-Drama, Krimi-Elementen und jeder Menge Naturstudien überzeugte und begeisterte der Roman viele Leser:innen auf der ganzen Welt. Mich leider nicht. Ich fand das Buch genauso langweilig wie den Titel.
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Viel Natur und wenig Handlung: Darum hat mir das Buch nicht gefallen
Ich hatte große Erwartungen! Mich als Krimi-Liebhaberin hat der Klappentext sofort gecatcht. Da wurde der rätselhafte Mord an Chase Andrews nämlich relativ groß aufgezogen. Der junge, attraktive Quarterback wird tot im Sumpf gefunden. Verdächtigt wird die seltsame Außenseiterin, die alle nur das Marschmädchen nennen. Cooler Plot! Dachte ich zumindest. Und ja, natürlich bin auch ich empfänglich für Social-Media-Hypes und kaufe mir immer wieder Bücher, die online in den Himmel (und darüber hinaus) gelobt werden.
Für mich war "Der Gesang der Flusskrebse" dann doch zu viel Natur und zu wenig Crime. Versteh mich nicht falsch, auch ich bin gerne im Freien unterwegs und erfreue mich an malerischen Landschaften. Das Buch hat für mich die Begeisterung für die Flora und Fauna der amerikanischen Ostküste jedoch nicht transportiert. Im Gegenteil: Die über mehrere Seiten gehenden Beschreibungen von Blumen, Bäumen, Sträuchern und Tieren waren mir zu langatmig.
Wenn es dann endlich mal um die Mordermittlungen ging, war ich wieder Feuer und Flamme. Diese Momente kamen für mich aber definitiv zu kurz.
"Der Gesang der Flusskrebse": Das macht der Film besser
🏃♀️ Die Erzählgeschwindigkeit: Normalerweise beschwere ich mich gerne, wenn Buch-Verfilmungen ihrem schriftlichen Vorbild nicht gerecht werden und die Story extrem zusammen kürzen, um hunderte Seiten in einen knapp zweistündigen Film zu quetschen. Bei "Der Gesang der Flusskrebse" begrüße ich das allerdings sehr. Ohne die ausführlichen Naturbeschreibungen schreitet die Handlung deutlich schneller voran und ist viel spannender anzusehen.
🌳 Natur in Maßen: Gleichzeitig kommt Kyas (Daisy Edgar-Jones) Liebe zu ihrer Umwelt und die Landschaft rund um Barkley Cove nicht zu kurz. Die Naturaufnahmen sind wirklich toll und hochwertig inszeniert, aber eben nicht übertrieben lang. Sie werden hier und da mal eingestreut und transportieren die Atmosphäre, ohne mich an eine altbackene Natur-Doku zu erinnern.
😍 Die Besetzung von Tate (Taylor John Smith) und Chase (Harris Dickinson) hat es geschafft mich mit Kyas Liebesgeschichten mitfiebern zu lassen. Auch wenn Chase sehr schnell zu einer wandelnden Red Flag wird, kann man es ihm nicht allzu übel nehmen. Und genau so soll es ja auch sein, ein gelungenes Casting!
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Alles in allem ist "Der Gesang der Flusskrebse" vielleicht nicht die beste Buchverfilmung aller Zeiten, aber zumindest für mich eine Überraschung: Dass mir ein Film besser gefallen hat als die literarische Vorlage, gab es bisher noch nie. Egal ob du das Buch gefeiert hast, oder wie ich nicht so überzeugt warst, der Film lohnt sich auf jeden Fall!